Sensationeller Skelett-Fund bei Ausgrabung
Skelett soll anthropologisch untersucht werden
Derzeit werden Teile eines mittelalterlichen Gebäuderestes in Mainhausen-Zellhausen freigelegt. „Die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach und der Geschichts- und Heimatverein Mainhausen sind gemeinsam der Vergangenheit auf der Spur“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger, die gemeinsam mit der Bürgermeisterin der Gemeinde Mainhausen Ruth Disser die Ausgrabungsstelle besuchte.
Die Grabungsstätte liegt im Inneren einer etwa 10.000 Quadratmeter großen Befestigungsanlage westlich von Mainhausen-Zellhausen, von der über der Erde nichts mehr zu sehen ist. Bereits in der Vergangenheit wurden Teile der Anlage archäologisch untersucht. Dank erhaltener Hölzer im Graben konnte die Fundstelle auf die Zeit um 937 nach Christus datiert werden. Der Fund eines weiteren Grabens deutet auf ein noch höheres Alter der Anlage hin.
„Neu entdeckt wurden Fundamente, die anscheinend zu einem Keller gehören“, erklärt die Bürgermeisterin Ruth Disser. „Anhand von zahllosen Stücken bunt bemalten Wandverputzes dürfte es sich um ein bedeutendes Gebäude handeln.“ Dies belegt auch der Fund eines dunkelblauen Glasgefäßes, das entdeckt wurde. Es kann in das 16. Jahrhundert datiert werden. Ein kleines Fundstück aus Bronze kann als Buchschließe gedeutet werden. Wie immer bei archäologischen Untersuchungen besteht die Masse der Funde aus Tierknochen, die aus Schlachtabfällen stammen, und Scherben von Keramikgefäßen. Einige der gefundenen Scherben stammen aus dem neunten und zehnten Jahrhundert und gehören somit zu der älteren Besiedlungsphase.
„Eine Überraschung wurde an der Außenseite des Fundamentes entdeckt“, berichtet Erste Kreisbeigeordnete. „Es wurde ein gut erhaltenes Skelett ausgegraben. Dem oder der Toten fehlten die Hände und Füße, was auf eine sehr drastische Leibesstrafe hindeutet. Eine anthropologische Untersuchung soll nun klären, ob sich entsprechende Hiebspuren an den Knochen finden lassen und vielleicht weitere Verletzungen. Geschlecht und Alter werden so ebenfalls bestimmt. Sicher ist, dass die Bestattung nicht in geweihter Erde erfolgte, denn der ehemalige Friedhof der 1816 abgerissenen Zellkirche liegt noch etwa 20 Meter entfernt.“ Bei den Grabungen fanden die Archäologen auch zahllose vorgeschichtliche Scherben, die auf eine spätbronzezeitliche (1.200 bis 800 vor Christus) Siedlung hinweisen. „Funde wie der jetzige in Mainhausen sind inzwischen sehr selten“, so Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger und Bürgermeisterin Ruth Disser abschließend gemeinsam. „Umso mehr freuen wir uns, dass die Fundstücke so gut erhalten sind. Wir erhoffen uns, von den weiteren Untersuchungen noch mehr über das Leben unserer Vorfahren zu erfahren.“