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Nach „Herrenbergurteil“ Lösung für die Musikschule Seligenstadt-Hainburg-Mainhausen gefunden

Alle Ostkreiskommunen unterstützen einhellig

Im Sommer 2022 stellte das Bundessozialgericht (BSG) im sogenannten Herrenberg-Urteil fest, dass mangels unternehmerischer Freiheit eine echte Selbstständigkeit für viele Lehrkräfte an Musikschulen kaum herzustellen sei.

Ostkreisbürgermeister und Musikschulleitung bzw. Vorstand am Eingang der Musikschule

Bild v.l.n.r. 
Hainburgs Bürgermeister Christian Spahn, Mainhausens Bürgermeister Frank Simon,

Schulleiter Dr. Ingo Negwer, Erster Vorsitzender Jürgen Rollmann,
Seligenstadts Bürgermeister Dr. Daniell Bastian

Das heißt, bisher freischaf­fende Lehrkörper, also Honorarkräfte, müssen in der Regel fest angestellt werden. Da­mit sind sie sozialversichert und haben eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Für die Musikschule bedeutet das erheblich mehr Personalkosten, für die Lehrkräfte mehr Si­cherheit aber auch weniger Flexibilität.

Für die Musikschule Seligenstadt-Hainburg-Mainhausen e.V. war dieses Urteil wie für alle anderen zunächst ein Schock und die Angst, schließen zu müssen, ging um. Die einzige Lösung konnte sein, dass die Einhardstadt Seligenstadt und die Gemeinden Hainburg und Mainhausen die Zuschüsse deutlich erhöhen. Dies wurde jetzt einhellig zugesichert. Die kommunalpolitischen Akteure des Ostkreises haben hier eindeutig vo­tiert und damit gezeigt, dass sie das Angebot einer musikalischen Bildung vor Ort auf hohem Niveau als unverzichtbaren Teil der Kulturlandschaft verstehen. Das Angebot der hochqualifizierten, examinierten Lehrkräfte richtet sich an Menschen vom Kleinkindalter bis hochbetagt und umfasst rund zwanzig Instrumenten genau wie Gesang und Stimmbildung.

„Wir sind keine Freizeiteinrichtung die von ehrenamtlich engagierten Menschen neben­bei unterhalten werden kann. Wir sind eine öffentliche kulturelle Bildungsstätte. Unsere Lehrkörper haben ein oder zwei Hochschulabschlüsse. Bei den ohnehin nicht üppig aus­fallenden Löhnen können wir nicht einsparen. Auch können wir die Preise nicht unbe­grenzt anheben, dann wäre für viele der Zugang zur Musik versperrt und das ist einem öffentlichen Bildungsinstitut nicht würdig. Natürlich werden wir in Anbetracht der neuen Situation dennoch die Unterrichtspreise anheben, im wie wir denken und hoffen tragbarem Bereich von rund 15 Prozent. Damit sollten wir gut 30.000 Euro jährlich zu­sätzlich generieren Wir hoffen, dass es wegen der neuen Preise zu keiner Kündigungs­welle kommt, was sich aber derzeit so noch nicht abzeichnet“, erläutert Schulleiter Dr. Ingo Negwer.

„Wir haben Glück gehabt und nahezu alle unsere etablierten und bewährten Lehrkräfte haben den Arbeitsvertrag unterschrieben und sind seit dem 1. Oktober 2024 bei uns in Festanstellung“, freut sich der ehrenamtlich agierende erste Vorsitzende der Musik­schule, Jürgen Rollmann. Ausdrücklich hob er die gute und vertrauensvolle Zusammen­arbeit und gute Kommunikation mit allen drei beteiligenden Kommunen hervor und be­tonte, dass das nicht in allen Städten der Fall gewesen sei.

Das Team aus 36 examinierten Musiklehrerinnen und -lehrern unterrichtet hauptsäch­lich im alten Schulhaus am Seligenstädter Freihofplatz sowie an vielen anderen Stand­orten im Einzugsgebiet. Die Schule unterrichtet Musikbegeisterte aus Seligenstadt, Hainburg und Mainhausen. In allen drei Gemeinden bietet sie in den Kitas musikalische Früherziehung an und kooperiert kostenfrei mit mehreren Grundschulen.

Generationen über Generationen haben bei dem bezahlbaren Vor-Ort-Angebot Freude am Musizieren gehabt, in Bands gespielt oder sogar eine Profikarriere eingeschlagen. Viele Kulturförderpreisträger haben ihre Begabung unter Anleitung der Musikschullehrerschaft bis zum Profiniveau gebracht, zum Beispiel Victor Fox, Annika Münch, Ste­phanie Disser, Jonas Neubauer.

Um dieses wichtige Angebot zu erhalten, haben sich die Einhardstadt Seligenstadt und die Gemeinden Hainburg und Mainhausen zusammengetan und unterstützen zusätzlich finanziell, je nach Anteil an der Schülerschaft. Seligenstadt schießt gemäß Magistrats­beschluss für das vierte Quartal 2024 nochmal 30.000 Euro nach. Über die tatsächlich anfallenden Mehrkosten erfolgt eine Spitzabrechnung durch die Musikschule. Der Zu­schussbedarf für das Jahr 2025 ist noch abschließend zu verhandeln. Die Stadt hat vor­erst 200.000 € im Haushalt eingestellt.

Hainburg hat für das laufende Jahr nochmal 5.450 Euro zugeschossen und plant für 2025 mit zusätzlichen 22.000 Euro.
Mainhausen hat für das Jahr 2024 den Einmalbetrag von 6.801 Euro zur Verfügung gestellt und für das Gesamtjahr 2025 ein Plus von 27.000 Euro eingestellt.

„Die Musikschule ist aus dem Ostkreis nicht wegzudenken. Sie erfüllt einen wichtigen Bildungsauftrag vor Ort, im privaten Bereich genau wie an unseren Schulen und Kitas. Darüber hinaus trägt sie zur kulturellen Seite unseres Lebens bei. Sei es durch Auftritte bei Veranstaltungen oder durch selbst organisierte Workshops oder Musikfestivals, bei denen regelmäßig auch Musiker aus dem In- und Ausland beteiligt sind. Wir alle profi­tieren davon, dass viele der dort Lehrenden in der Regel aus dem Hochschulbereich kommen und selbst regelmäßig auf Tournee sind. Damit verfügen sie neben der hohen Kompetenz auch über viel Erfahrungen und gute Kontakte, weit über die Ostkreisgren­zen hinaus“, sind sich die Ostkreis-Bürgermeister Dr. Daniell Bastian, Christian Spahn und Frank Simon einig.

Die Musikschule ist Mitglied im Verband deutscher Musikschulen (VdM) und bietet Instrumental- und Vokalunterricht an. Das Angebot ist breitgefächert: Akkordeon, Blockflöte, E-Bass, E-Gitarre, Gitarre, Keyboard, Klarinette, Klavier, Kontrabass, Laute, Posaune, Euphonium Tuba, Querflöte, Saxophon, Schlagzeug, Trompete, Kor­nett, Violine, Violoncello, Sologesang, Stimmbildung.

Foto: Stadt Seligenstadt