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Krieg und Frieden – Mit der Bibel im Gepäck erkunden Koreaner Seligenstädter Geschichte(n)

Waren die Kelten friedlich, weil sie ab Ende des 7. Jahrhunderts vor Christus ihre Fürsten ohne Waffen, aber mit viel Schmuck begruben? Sind Evangelientexte aus dem 1. Jahrhundert grausam, wenn sie von der Amputation einzelner Körperteile sprechen? Spannende Fragen diskutierten Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Seligenstadt und Mainhausen mit zwei koreanischen Gästen.


Drei Tage besuchten Pfarrerin Hyun-Sun Dr. Oh und Pfarrer Heung-Soon Dr. Park aus dem südkoreanischen Gwangju Gemeindegruppen. Gemeinsam erkundeten sie Seligenstadt, versuchten im ehemaligen Benediktiner-Kloster die konfliktreiche mittelalterliche Verbindung von geistlicher und weltlicher Herrschaft, und versuchten auf dem Glauberg, die keltische Vorgeschichte Deutschlands zu verstehen.

Mit dem neunten Kapitel des Markus-Evangeliums taten sich die deutschen Teilnehmer äußerst schwer: „Wenn deine Hand dich zum Abfall verführt, so haue sie ab“ (Mk.9,43), klang für die meisten wie ein Gesetz aus dem so genannten „Islamischen Staat“. Die südkoreanischen Gäste hingegen konnten aus demselben Kapitel eine Warnung vor mangelnder Solidarität mit seinen Mitmenschen lesen: „Es geht darum, wer heute „das Kind“ ist und das schwächste Teil in der Gesellschaft – wen sollen wir aufnehmen? Und wo sündigen wir, weil wir andere ablehnen oder gar ausnützen“, erläuterte Pfarrrerin Dr. Oh und betonte den vorangehenden Jesus-Satz: „Wer ein solches Kind aufnimmt, nimmt mich auf.“ Das könne sich gut auch auf Migranten beziehen, über die derzeit sowohl in Südkorea als auch in Deutschland öffentlich diskutiert wird.

Diese Eröffnung neuer Perspektiven ist ein Ziel des Projektes „Bibel lesen mit den Augen anderer“, in dessen Rahmen die Ökumenebeauftragte des Evangelischen Dekanats Rodgau, Sandra Scholz, und Pfarrer Martin Franke die beiden koreanischen Kollegen eingeladen hatten. An dem Projekt beteiligen sich derzeit die Evangelischen Kirchengemeinden Heusenstamm sowie Seligenstadt und Mainhausen: Zeitgleich lesen Menschen in diesen Orten und in Gwangju Texte der Bibel und diskutieren diese per Email mit den Partnern auf der anderen Seite des Kontinents. Dass dies durch einen Europa-Besuch der beiden Koreaner auch von Angesicht zu Angesicht möglich wurde, war ein begeisternder Höhepunkt dieses Austauschs.

Weitere Auskünfte zu Südkorea, der Kirchenpartnerschaft der Evangelischen Propstei Rhein-Main, Terminen und dem Projekt „Bibellesen mit den Augen anderer“ gibt gern Pfarrerin Sandra Scholz, Email: sandra.scholz@dekanat-rodgau.de. (mf)