Kanalgestank wird gestopt
Schachtsanierung im Mainweg in Mainflingen
Die Abwasserkanäle sind für alle unsichtbar. Man erwartet, dass das Abwasser abgeleitet wird, geräuschlos, geruchlos und störungsfrei. Die Existenz einer Abwasseranlage wird immer erst dann bewusst, wenn Probleme auftreten. Die Kontaktstelle ist dann der Kanalschacht. Hier stinkt es, hier klappert es. „Der Hintergrund ist größer, als Manchem bewusst ist“, stellt Bürgermeisterin Disser fest und verweist darauf, dass „Abwasserkanäle unserer Gesundheit dienen“ – noch vor 150 Jahren waren fehlende Kanalisationsanlagen der Grund für Seuchen und Krankheiten.
Die Infrastruktur der Entwässerungsanlage ist variantenreich und muss ständig überprüft und unterhalten werden. Die sich hierheraus ergebenden Kosten sind fester Bestandteil der verantwortlichen Vermögensplanung im Tiefbauamt. Die Lösungsansätze zur Instandhaltung müssen gut überlegt und geplant sein. Neben den gesetzlichen Anforderungen sind wirtschaftliche Lösungen zu beachten, Nachhaltigkeit ist gefragt.
So auch in Mainhausen, z.B. im Mainweg. „Der Gestank, der aus den Schächten an die Oberfläche kam, war wiederholt Grund zu Beschwerden“, erläutert die Verwaltungschefin, „die Ursache musste gefunden werden, eine gründliche Konzentrationsmessung wurde an mehreren Schächten durchgeführt.“ Die Ursache des Geruches ist Schwefelwasserstoff, ein ekelhaft stinkendes Gas, das immer dann entsteht immer dann, wenn Faulprozesse ablaufen. Solange das Abwasser fließt, besteht das Problem nicht, schwierig wird es bei stehendem Abwasser oder bei schwachem Gefälle. Gerade im Anschluss an Druckleitungen, die zum Anheben des Abflussgefälles erforderlich sind, sind diese Gasbildungen zu erwarten. Im späteren Verlauf der Leitung verbessert sich die Situation automatisch wieder.
Ein Folgeproblem der Schwerfelwasserstoffbildung ist, dass der Beton von Schachtbauwerken stark angegriffen wird. Die biogene Schwefelkorrosion zerfrisst selbst Schachtbügel aus Stahl. Das Bauwerk selbst zerfällt und muss erneuert werden.
Wie sieht nun die passende Lösung für den Mainweg aus?Die betroffenen 10 Schächte, die sich nach dem Pumpwerk befinden, werden im Bereich des Schachtunterteils saniert. Eine „intelligente“ Absperrvorrichtung wird als Gegenmaßnahme zur Ausbreitung des Schwefelwasserstoffes eingebaut. Rein technisch findet im unteren Bereich eine Vollauskleidung des Schachtes mit säurebeständigem Glasfaserkunststoff (GFK-Platten und Handlaminat) statt. Den Abschluss bildet eine HDPE-Abdeckung, die das Aufsteigen des Schwefelwasserstoffes behindert. Die Abdeckung kann leicht entfernt werden und öffnet sich bei Rückstau automatisch. Aufgrund des laufenden Abflusses ist zu erwarten, dass die Schwefelwasserstoffbildung auch nach den sanierten und umgebauten Schächten stark eingedämmt ist. Für die Kanalrohre selbst sind keine Maßnahmen geplant, da intakte Steinzeugrohre aufgrund ihrer widerstandsfähigen Glasur einen optimalen Schutz bieten. Die geplante Baumaßnahme wird in den zwei Wochen nach Pfingsten (24. und 25. Kalenderwoche) durchgeführt. Während der Arbeiten kann es zu leichten Verkehrsbehinderungen kommen, da Montagewagen an die Schachteinstiege, die in Straßenmitte liegen, heranfahren müssen.