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"Freiheit riecht süß" - ein Eritreer liest aus seiner Fluchtgeschichte


„Flüchtlinge werden ihr Leben lang verkauft und gekauft“, schreibt Zekarias Kebraeb. „Sie haben Schlepper und am Ziel angekommen haben sie keinen Geburtsnamen mehr und kein Herkunftsland; sie sind Nummern bei der Ausländerbehörde.“ Zu einer Lesung mit dem heute 29-jährigen Eritreer lädt das Soziale Netzwerk Mainhausen am Freitag, 21. November um 19 Uhr ins Alte Rathaus Zellhausen (Rathausstraße 2) ein.

Vor über 12 Jahren ist Kebraeb aus seiner Heimatstadt Asmara aufgebrochen, weil er Armut, Unfreiheit und lebenslangen Militärdienst nicht mehr ausgehalten hat. Das Buch, das er mit einer Tübinger Journalistin über seine Flucht geschrieben hat, trägt den Titel „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“. Kebraeb erzählt darin von der Diktatur, den Kämpfen in Eritrea und von Schleppern, ohne die er und viele andere Flüchtlinge nicht über die Grenze in den Sudan, durch die Sahara und über das Mittelmeer gelangt wären. Er schreibt davon, nicht durch Europa reisen zu dürfen, und von seiner Wut, im novemberkalten Deutschland vor die Alternative Gefängnis oder Obdachlosigkeit gestellt zu werden. Kebraeb berichtet als Betroffener, aber niemals unfair. Er zeigt auf, wie wenig die wohlhabender Geborenen bereit sind, sich mit Fluchtgründen und Schicksalen zu beschäftigen, die Hilfe erforderten.

Trotz allem sind seine Erlebnisse nicht nur erschreckend – sie können sogar Mut machen: Mut machen auf eine solidarischere Welt, in der Menschen Gedichte schreiben und träumen, losgehen und eine neue Heimat finden, weil es anderen Menschen nicht egal ist, wie es gerade in Eritrea oder anderswo aussieht. Mut machen, weil Kebraeb unterwegs immer wieder Menschen trifft, die zur rechten Zeit mit Herz und Verstand eingreifen, Not erkennen und helfen. Eine Flucht ist  Gemeinschaftsarbeit - und das Heimisch-werden auch. Daher ist es viel mehr als nur seine eigene Geschichte, aus der Kebraeb am 21. November in Zellhausen liest: Er beschreibt uns selbst als Helfende und Mitträumende, als diejenigen, die retten oder die Diktaturen in die Hände spielen. Und er erinnert uns daran, dass Freiheit süß riecht, "nach Glyzinien, die wie ein unendlich blassblauer Wasserfall von der Mauer vor unserem Haus fallen".

Der Eintritt zur Lesung ist frei, Spenden an das Soziale Netzwerk Mainhausen zugunsten der hier lebenden Flüchtlinge sind erwünscht. Auch Mithilfe bei der Begleitung von Einzelpersonen und Familien ist willkommen. (mf)