Flüchtlinge in Mainhausen praktizieren Demokratie
Sprecher je Einrichtung wurden gewählt
„Seit einem Jahr engagiert sich das Soziale Netzwerk Mainhausen für die Flüchtlinge im Ort“, erläutert Bürgermeisterin Ruth Disser einleitend, „und schon länger wünschen sich die Mitglieder, die Flüchtlinge mehr an der Netzwerkarbeit zu beteiligen und in die Strukturen einzubinden.“
Am letzten Montag wurde deshalb etwas Neues und für viele Flüchtlinge Ungewohntes ausprobiert – mit Erfolg: Auf einer Gesamtversammlung aller Flüchtlinge im Alten Rathaus wählten sie in geheimer und demokratischer Wahl für jede Unterkunft einen Sprecher und einen Stellvertreter.
„Für uns in Deutschland gehört es selbstverständlich dazu, mitzureden, sich zu beteiligen, eigene Wünsche, Vorstellung, Meinungen zu äußern und zu diskutieren und Vertreter der eigenen Interessen zu wählen. Für viele Flüchtlinge aber ist das Neuland und es war ihnen deutlich anzusehen, dass sie zunächst nicht wussten, was da auf sie zukommt.“ Nach einer kleinen Einführung in Demokratie, die von den Flüchtlingen selbst auf Tigrinya, Arabisch und Albanisch übersetzt wurde, diskutierten sie zunächst rege und überlegten, wer von ihnen für dieses Amt in Frage käme. Aus jeweils vier Vorschlägen wählten sie schließlich in geheimer Wahl ihre Vertreter.
Eine Aufgabe der neuen Sprecher wird es sein, an den Treffen des Netzwerkes teilzunehmen, die Interessen der Flüchtlinge vertreten und das Besprochene in den Unterkünften zu kommunizieren.
Demokratie will gelernt sein. Das Soziale Netzwerk freut sich, hier eine erste Gelegenheit zum Erlernen und Ausprobieren zu bieten.