Feierstunde zum Jubiläum
25 Jahre Seniorenberatung in Hainburg und Mainhausen
Im April 1994 nahm die Caritas-Seniorenberatung für die Gemeinden Hainburg und Mainhausen ihre Arbeit auf. Seit nunmehr 25 Jahren gibt es dieses Angebot, das die Caritas in Kooperation mit den beiden Kommunen zur Verfügung stellt. Anlässlich des Jubiläums veranstaltete der Caritasverband Offenbach am Montag, den 15. April 2019, eine Feierstunde mit geladenen Gästen in den Räumen der Caritas Seligenstadt in der Kolpingstraße.
Caritasdirektor Michael Klein und Ute Kern-Müller, Bereichsleiterin für Gesundheit und Pflege ambulant, begrüßten die Gäste, ganz besonders Bürgermeisterin Ruth Disser aus Mainhausen und Bürgermeister Alexander Böhn aus Hainburg. Sie sprachen den Vertretern der Kommunen und allen anderen anwesenden Netzwerkpartnern ihren herzlichen Dank aus für die langjährige gute und wertschätzende Zusammenarbeit und die wichtige Unterstützung im Bereich Seniorenarbeit.
Im Anschluss gab Seniorenberater Frank Kollmus, der die Beratungsstelle für ältere Bürger und ihre Angehörigen mit aufgebaut und geprägt hat, einen Rückblick auf seine Arbeit in den vergangenen 25 Jahren. Dabei ging er auch auf aktuelle Themen ein.
Die Initiative ging vom Kreis Offenbach aus
25 Jahre Seniorenberatung – das sind 16.362 Telefonberatungen, 2.516 Beratungen in der Caritas-Dienststelle oder im Rahmen der Außensprechstunden sowie 1.741 Hausbesuche bei Klienten. Seniorenberater Kollmus hat in den Büchern nachgeschaut und die Zahlen für das Jubiläum aufaddiert.
Als die Seniorenberatung am 1. April 1994 für die Gemeinden Hainburg und Mainhausen startete, war Kollmus bereits mit dabei. Er berichtet über die Anfänge: „Die Initiative ging vom Kreis Offenbach aus. Im Altenplan des Kreises wurde den Kommunen die Einrichtung von Seniorenberatungsstellen empfohlen und Haushaltsmittel bereitgestellt. Die Kosten sollten sich die Kommunen und der Kreis teilen. So wurde für Hainburg, Mainhausen und Seligenstadt gemeinsam verhandelt und eine volle Mitarbeiterstelle für die drei Kommunen geschaffen, die bei der Caritas angesiedelt wurde.“
Die Caritas war zu diesem Zeitpunkt im Bereich der Altenhilfe bereits gut aufgestellt. Seit den 1980er-Jahren gab es für die drei Kommunen den mobilen Mittagstisch „Essen auf Rädern“, das niederschwellige Angebot „Mobiler Sozialer Hilfsdienst“ und die individuelle Schwerstbehindertenbetreuung zusätzlich zu pflegerischen Diensten durch die Sozialstation. Die Seniorenberatung ergänzte dies nun durch einen festen Ansprechpartner für alle Fragen rund ums Altern.
Großer Informationsbedarf zu ambulanten Hilfen
Kollmus führt aus, mit welchen Anliegen die Menschen zur Seniorenberatung kommen: Seine Beratungsschwerpunkte waren und sind nach wie vor die ambulanten Hilfen bei der Pflege und im Haushalt. Dabei geht es auch um technische Hilfsmittel, mit denen man die Wohnung oder das Haus den Bedürfnissen im Alter anpassen kann. Welche Leistungen zahlt die Pflegeversicherung, welche Kosten trägt die Krankenkasse? Der Seniorenberater sagt: „Wichtig ist immer eine passgenaue Unterstützung, die auf den speziellen Einzelfall zugeschnitten ist.“ Deshalb erstrecke sich seine Beratungstätigkeit von der Bedarfsermittlung über Finanzierungsfragen und Antragsstellung bis hin zur Durchsetzung von Leistungsansprüchen und die Vermittlung konkreter Hilfen und Dienste. Im Vordergrund stehe meistens der Wunsch der Klienten, trotz altersbedingter Einschränkungen das Leben weiterhin im gewohnten Zuhause zu organisieren. Aber auch zu betreuten Wohnformen und stationären Altenpflegeeinrichtungen kann Frank Kollmus Auskunft geben. Seit im Jahr 2009 die Patientenverfügungen im BGB verankert wurden, sei die Aufklärung über Vorsorgemöglichkeiten im Alter ein weiterer zentraler Bestandteil der Seniorenberatung geworden.
Wegmarken und Herausforderungen in 25 Jahren
Dass die Seniorenberatungsstelle gerade zum richtigen Zeitpunkt eingerichtet wurde, davon ist Kollmus überzeugt: denn kurz darauf, im Jahr 1995, wurde die Pflegeversicherung eingeführt, was schon im Vorfeld zu erheblichem Informationsbedarf führte. „Der wurde übrigens auch später durch zahlreiche Änderungen und Reformen nie weniger“, stellt der Fachmann fest. Im Jahr 2017 wurde die Pflegeversicherung zuletzt umfassend reformiert und das Begutachtungssystem komplett umgestellt.
Kollmus verschweigt nicht, dass es in den vergangenen 25 Jahren auch schwierige Phasen zu meistern galt: so etwa die finanzielle Neustrukturierung der Beratungsstelle um die Jahrtausendwende. Die Stadt Seligenstadt war zum 1. Januar 2000 aus dem gemeinsamen Vertrag ausgestiegen, um eine eigene Seniorenberatung mit erweitertem Aufgabenfeld für den Freizeitbereich aufzubauen. Kurze Zeit später zog sich auch der Landkreis aus der Finanzierung zurück – die Mittel des Kreises waren als Anschubfinanzierung vorgesehen und sollten nun in kommunale Eigenfinanzierung übergeben werden. In einem neuen Vertrag wurde deshalb die Stelle des Seniorenberaters halbiert und eine Drittelfinanzierung zwischen den Kommunen Hainburg, Mainhausen und dem Caritasverband vereinbart. Diese Struktur hat bis heute Bestand.
Dass der Beratungsbedarf in Zukunft geringer wird, damit rechnet der Seniorenberater nicht: „Gemessen an der demographischen Entwicklung wird die Anzahl der Seniorinnen und Senioren in den kommenden Jahren weiter steigen. Damit verbunden ist auch ein zunehmender Bedarf an Informationen und Hilfen – das macht sich schon heute bemerkbar“, sagt er. Kollmus würde es begrüßen, wenn mehr ältere Bürger und ihre Angehörigen sich prä-ventiv informieren würden.
„Häufig kommen Menschen erst dann zur Beratung, wenn sie bereits in einer schweren Lebenskrise stecken – durch Krankheit, Unfall oder den Tod eines Angehörigen. Das berührt mich als Berater immer sehr und erfordert ein großes Einfühlungsvermögen. Hier gilt es, den Ratsuchenden zu zeigen, dass sie in dieser Situation nicht alleine gelassen werden. Oftmals spielt aktives Zuhören eine große Rolle, da viele ältere Klienten die Erfahrung machen, dass ihnen nicht richtig zugehört wird und sie abgewimmelt werden“, schildert Kollmus. „Beratung per Callcenter und Digitalangebote hilft diesen Menschen nicht weiter“, merkt er kritisch an.
Vernetzte Zusammenarbeit macht schnelle Hilfen erst möglich
Sein Wissen und seine Erfahrungen aus 25 Jahren Beratungstätigkeit bringt der Seniorenberater denn auch in zahlreichen Arbeitskreisen und bei Gremienarbeit zu Gehör – Öffentlichkeitsarbeit ist Teil seines Jobs. Frank Kollmus hebt hervor: „Die vernetzte Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Umfeld, etwa aus den Gemeindeverwaltungen, aus dem Kreis Offenbach, aus den Sozialdiensten der Krankenhäuser oder mit den Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden und nicht zuletzt mit meinen Caritas-Kolleginnen und Kollegen, ist für mich sehr wertvoll und motivierend. Hier sind in den letzten 25 Jahren verlässliche Kontakte entstanden, die bei Problemlagen schnelle und unbürokratische Lösungen oft erst möglich machen.“