Pressemeldungen

Erinnern Sie sich noch? An die Räumung des Hüttendorfes „Mainhausen 3“ vor 30 Jahren

Unterstützung durch damalige Aktive und Zeitzeugen  erbeten

 

„Wo Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht!“ Diese Losung wurde von den leider schon verstorbenen Vätern des Widerstandes, Karl Steil und Eduard Bernhard, geprägt und im unermüdlichen Einsatz immer wiederholt.  Heute blicken wir zurück auf den über 20 Jahre währenden Kampf gegen die einstigen Planungen des Landes und der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM), eine Giftmülldeponie in der Bong´schen Tongrube zu errichten.

 

„Wo Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht! Dieser Widerstand hat sich gelohnt“, stellt Bürgermeisterin Ruth Disser mit stolz auf den erfolgreichen Abwehrkampf fest, denn heute ist dieses Areal ein unter Naturschutz stehender See. Vor 30 Jahren kam es im Kampf gegen die Giftmülldeponie zu einem unrühmlichen Höhepunkt. Damals prägte dieser Widerstand gegen staatliche Willkür zur Durchsetzung von industriellen Interessen Mainhausen. Viele Mitstreiter wie insbesondere die Kommunalpolitiker Helga Hildebrandt und Hans Thiel verstanden, dass nur über Parteigrenzen hinweg und zeitweilig auch gegen die eigene Parteimeinung der richtige Weg gegen staatlich verordnete Unvernunft zu finden war. Unterstützt und rechtlich ermöglicht wurde der Widerstand auch durch private Kläger wie z.B. Frau Margret Skrypzak aus Mainflingen.

In dieser Zeit formierte sich zudem die BIGUZ Mainhausen (ehemalige Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung). Eine Initialzündung für die BI-Gründung war nicht zuletzt die Errichtung des Hüttendorfes zum Schutz des enteigneten Gemeindewaldes vor der Rodung. Durch die Anordnung des Kreises Offenbach vom 2. April 1981 sollten innerhalb von vier Wochen die sechs Holzhütten und drei Zelte der Widerständler beseitigt werden. Die gewaltsamen Polizeieinsätze und die Räumung des Hüttendorfes „Mainhausen 3“ nahm vielen demonstrierenden Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen in die Staatsgewalt. Nicht nur im zeitgleich stattfindenden Widerstand gegen die Startbahn 18-West des Frankfurter Flughafens, auch in Mainhausen wurden Knüppel, Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt. Bürger jeden Alters und sogar Schwangere wurden geschlagen, um das Roden des enteigneten Gemeindewaldes zu ermöglichen.

 

„Die älteren Mitstreiterinnen und Mitstreiter, erinnern sich sicher noch“, so Heiko Gast ehemaliges BIGUZ-Vorstandsmitglied der dritten Generation der Bürgerinitiative, „ Auch ich durfte im Alter von 11 Jahren erstmals Bekanntschaft mit Gewalt gegen die Bevölkerung machen und dies nur, weil ich mit einer Nachbarsfamilie damals die Hüttendorfbewohner von Mainhausen 3 besuchen und mit Lebensmitteln unterstützen wollte. Die Wasserwerfer und Schlägertrupps ließen mir und zahlreichen weiteren Besuchern, nicht zuletzt dank beigefügter Chemikalien, die Augen tränen.“ Dass der Widerstand nicht von Anfang an Konsens war, und dass die Widerständler von manchen Politikern damals sogar als „lichtscheues Gesindel“ und „Dauerprotestler“ diffamiert wurden, die „auf den Taschen der Steuerzahler“ lagen, ist heute kaum noch bekannt und „auch nicht mehr wichtig“, wie die Verwaltungschefin feststellt.

 

„Die Erinnerung an dieses Kapitel der Mainhausener Geschichte soll und muss wach gehalten werden“ so Bürgermeisterin Ruth Disser und bittet die damals Beteiligten und Zeitzeugen um Unterstützung. Erfahrungsberichte, Interviews und Bilder über diese Zeit sollen gesammelt und in eine Ausstellung eingearbeitet werden. Das Ergebnis soll dann in einer Veranstaltung im Laufe dieses Jahres vorgestellt werden. Bitte melden bei: Heiko Gast, Tel. 06182-8900-64,Mail:h.gast@mainhausen.de.{images2}