Bürgermeisterin Disser ins Amt eingeführt
Plädoyer für Gemeinsamkeit /Schlechte Zeiten fordern mehr Zusammenhalt
Vor rund 250 Gästen legte Bürgermeisterin Ruth Disser am letzten Freitag zum zweiten Mal den Amtseid ab und wurde durch den Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Dieter Jahn, verpflichtet.
Der erste Beigeordnete Hans-Joachim Funkert überreichte die Ernennungsurkunde.
Bei den folgenden Grußworten der Fraktionen bot der neue Vorsitzende der CDU-Fraktion, Johannes Wegstein, einen Austausch über Streitfragen auf kurzem Wege an. Die UWG verzichtete auf das obligatorische Antrittspräsent - die Fraktion werde Disser stattdessen ihr Vertrauen schenken, verkündete Manfred Stolz.
SPD-Fraktionschef Kai Gerfelder entbot den von der Bürgermeisterin später erwiderten Dank für funktionierende Zusammenarbeit und empfahl der Bürgermeisterin die Kardinaltugenden des Thomas von Aquin: »Klugheit, Mäßigung, Tapferkeit und Gerechtigkeit«.
In ihrer Rede zum Amtsantritt bilanzierte ihre ersten sechs Jahre sachlich, positiv und beschwor das Wir-Gefühl in Mainhausen.
Der Bilanz und den Zukunftsaussichten voran stellte Disser ihren Dank.
So dankte sie Allen, die ihr am 27. September letzten Jahres ihre Stimme gaben.
Nach ihrer Auffassung zeigte das Wahlergebnis doch, „dass sehr viele Wählerinnen und Wähler mit meiner Arbeit in den letzten sechs Jahren zumindest ansatzweise zufrieden waren. Ein Ergebnis von 66,9 % zeigt aber auch die hohen Erwartungen, die in mich gesetzt werden."
Weiterhin dankte Ruth Disser ihrem Wahlkampfteam, der Wählerinitiative und der SPD-Mainhausen für die tatkräftige Unterstützung in einem Wahlkampf, über dessen Fairness man sicher geteilter Meinung sein kann. Der SPD-Fraktion dankte sie für die gute Zusammenarbeit und deren Geduld, denn „manchmal sei sie halt doch Frau - und Frauen sind anders."
Mit einem Appell an sachliche und konstruktive Zusammenarbeit verband die neue und alte Bürgermeisterin ihren Dank an die anderen drei Fraktionen in der Gemeindevertretung. Diese hätten es ihr nie leicht gemacht, aber sie habe viel gelernt.
„Nicht immer spiegelt die Gemeindevertretung den tatsächlichen Bürgerwillen wider, das hat uns allen das Ergebnis bei der Bürgermeisterwahl mehr als deutlich gezeigt", erklärte Disser, „und gerade dieses Ergebnis zeigt m.E., dass es so, wie bisher, nicht weitergehen kann."
Ganz besonders hob Ruth Disser die Bedeutung ihrer Familie hervor. Ihren Ehemann bezeichnete sie dabei als ihren „größten Kritiker, stärksten Unterstützer, besten Freund, Ruhepol und den wichtigsten Mensch in ihrem Leben."
Durchaus selbstbewusst konnte Ruth Disser Bilanz ziehen. Sie sei der festen Überzeugung, dass nicht erfüllte Versprechen und nicht erfüllte Hoffnungen ein Grund für die bestehende Partei- und Politikverdrossenheit sind. So sei es ständig: Es werden Dinge versprochen, von denen die Wählerinnen und Wähler eigentlich genau wissen, dass diese nicht erfüllbar sind. Und dieser Auffassung blieb sie treu, denn alles, was sie vor sechs Jahren versprochen habe, sei erfüllt oder zumindest wurde mit der Umsetzung begonnen.
Eine unmittelbare Zukunftsaufgabe sei indessen die Bewältigung der Wirtschaftskrise. Das Haushaltsdefizit für 2010 nannte Disser »ein Fiasko und für mich persönlich ein Drama«. In diesem Zusammen stellte sie fest, dass Wahlversprechen der Bundes- und Landespolitik nicht weiter zu Lasten der Kommunen erfüllt werden dürfen. So wünsche sie jedem die versprochenen Steuersenkungen, aber nicht auf Kosten der Städte- und Gemeinden. „Außerdem", machte Disser deutlich, „beißt sich hier die Katze in ihren eigenen Schwanz, denn was haben wir alle von Steuersenkungen, die hauptsächlich den Besserverdienenden zu Gute kommen, wenn die Kommunen dadurch gezwungen werden Gebühren und Steuern anzuheben."
Chancen sieht die Bürgermeisterin hier in der intensiven Kooperation der Nachbarkommunen. Schon die Lage der drei Ostkreis-Kommunen im Wettbewerb mit dem wirtschaftsstarken Westkreis gebiete eine solche Zusammenarbeit. Die gemeinsame Wirtschaftsförderung gehöre, neben anderen Zukunftshemen, auf die Ostkreis-Agenda.
Noch in diesem Jahr will Disser die Verbesserung der Internet-Versorgung und die Erschließung eines neuen Gewerbegebiets angehen. Gerade diese beiden Punkte seien für Mainhausen und die Entwicklung wichtig. „Wir müssen ein Gleichgewicht finden und wir müssen neue Unternehmen ansiedeln. Neue Unternehmen sorgen für neue Arbeitsplätze und die brauchen wir mindestens ebenso dringend wie neue Gewerbesteuerzahler."
Was den Erhalt der öffentlichen Einrichtungen anbetrifft, so sei die energetische Sanierung des Bürgerhauses Mainflingen der erste Schritt in die richtige Richtung, weitere müssen folgen.
Großen Handlungsbedarf sieht Disser in der Jugendarbeit. Nachdem in den letzten sechs Jahren sehr viel für die jüngsten Bürgerinnen und Bürger getan wurde, z.B. im Bereich der Kinderbetreuung und bei den Spielplätzen wird noch in diesem Jahr mit der Erarbeitung eine Konzeptes für die Jugendarbeit begonnen, „aber nur mit den Betroffenen, also den Jugendlichen."
Am Schluss ihrer Rede schwor Bürgermeisterin Ruth Disser die Mainhäuser auf Zusammenhalt ein. Sie schloss mit den Worten: „Seit 33 Jahren, sind Mainflingen und Zellhausen eine Gemeinde - Mainhausen. Ich bin stolz darauf, ich bin stolz auf unsere Gemeinde Mainhausen, auf ihre Bürgerinnen und Bürger. Was wir gerade in den Zeiten die jetzt vor uns liegen brauchen, ist ein ausgeprägtes WIR-Gefühl.
Denn nur gemeinsam schaffen wir es auch, die heutigen Probleme, zu meistern. Und dann kann uns auch nichts mehr aufhalten."
Den Worten wurde Nachdruck verliehen durch das von Thomas Schulz und Jana Böhm eigens zum 30. Geburtstag der Gemeinde 2007 uraufgeführten »Mainhausen-Lied«.
Begleitet war die Feierstunde von zahlreichen Grußworten und einem Unterhaltungsprogramm. Die Moa Fair Ladies von der Sängervereinigung Mainflingen machten hier den Anfang und trafen mit dem Lied „Frauen sind anders" den Kern der Veranstaltung. Der Contrapunkt des Sängerbundes Mainflingen stimmte dann zum Abschluss mit „Oh Happy Day" auf den Umtrunk ein.