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Archäologische Funde von mittelalterlicher Befestigung: Sonderausstellung im Landschaftsmuseum 30.08.–30.09.2012

Seit 2009 versuchen der Geschichts- und Heimatverein Mainhausen und die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach den Geheimnissen des Zellhügels näher zu kommen. 1953 entdeckte der ehemalige Kreisbodendenkmalpfleger Karl Nahrgang eine aus Mauer und Graben bestehende Befestigung, die sich um den sogenannten Zellhügel herumzog und die 1816 abgebrochene Zellkirche mit einschloss. Er vermutete dort eine befestigte iroschottische Missionsstation, die in karolingischer Zeit, vielleicht auch schon früher angelegt worden war. Obwohl Nahrgang seine Ergebnisse veröffentlichte und den Fundplatz in der Fachliteratur immer wieder genannt wurde, kümmerte sich keiner so richtig um diese Fundstelle, von einzelnen Feldbegehungen mit dem Einsammeln von Scherben abgesehen.

Dies änderte sich erst, als 2009 der Geschichtsverein viel Geld in die Hand nahm, und eine Bodenradaruntersuchung veranlasste. Nach mehreren archäologischen Grabungen unter der wissenschaftlichen Leitung der Unteren Denkmalschutzbehörde kam man zu der Erkenntnis, dass es sich um Umfassungsgräben aus karolingischer und ottonischer Zeit sowie um einen karolingischen Keller handelt. Auch wird versucht, die Geschichte der Befestigung, von der es keine schriftliche Nachricht gibt, in ihrem historischen Zusammenhang, besonders in ihrem Bezug zum Kloster Seligenstadt zu erläutern. Denn es ist anzunehmen, dass die Burg bei Zellhausen in engen Zusammenhang mit dem Kloster Seligenstadt stand. Wahrscheinlich existierte sie bereits, als Einhard im Jahr 828 die Reliquien der Heiligen Marcellinus und Petrus von Steinbach an den Main brachte. Die Burg erfüllte also eine Art militärische Schutzfunktion für das Kloster und war zugleich Sitz der weltlichen Verwaltung. Auch von anderen Orten kennt man eine vergleichbare Kombination.

Eine Auswahl der wichtigsten Funde und Erkenntnisse dieser Grabungen können nun in der Sonderausstellung im Landschaftsmuseum Seligenstadt vom 30.08. – 30.09.2012 besichtigt werden.

Geschichtsverein und Denkmalschutzbehörde haben bereits eine weitere Grabungskampagne gestartet. Diesmal wird eine Fläche am Rand der Anlage untersucht, bei der wieder Mauer und Graben zutage kommen. Nahrgang hatte an dieser Stelle nichts Eindeutiges gefunden – es bleibt also wieder spannend.