Mein Weg zu den Pfadfindern im Schwalbennest
Hallo! Ich bin Gayan, 22 Jahre alt, hauptamtlich Bürokaufmann in Ausbildung und entfalte meine persönlichen Interessen in vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
In einem Verein habe ich für meinen aktuellen Lebensweg eine sehr bedeutsame Bezugs- und Vorbildsperson (ab hier Marcus genannt) gefunden. In einem unserer Gespräche wurde mir bekannt, dass dieser in seiner eigenen Kindheit und Jugend in seinem Wohnort bei den Pfadfindern der DPSG aktiv war. Seine Erzählungen erinnerten mich an Auszüge aus Zeichentrickfilmen, die ich als typisches stubenhocker-Kind mit funkelnden Augen betrachtet hatte. ,,In echt geht das bestimmt nicht. Mama erlaubt das ganz bestimmt nicht. Zu gefährlich… Zu teuer”, ging es mir damals durch den Kopf. Aber Marcus zeigte, dass es doch geht. Ernüchternd seufzte ich in den Raum: ,,Ach wie wäre so etwas in Seligenstadt.”
Da rief einer von drei Jungs vom anderen Ende des Tisches: ,,Das gibt es doch, Gayan! Wir sind selbst Pfadfinder!” Zufällig waren zwei von Ihneni auch aus meiner Nachbarschaft und durch viele gemeinsame Erlebnisse hatte sich für mich ein starkes Gefühl der Verbundenheit entwickelt. Nun wusste ich, ich möchte das jetzt auch ausprobieren. Zudem ereignete sich kurz vor diesen Unterhaltungen eine Serie sehr einschneidender Erlebnisse in meinem Leben, die mich lehrten, dass das Leben manchmal zu kurz ist, um auf Chancen zu warten und man nicht alle Geschicke des Lebens selbst bestimmen kann.
Der Ausruf der Jungs ,,Komm doch auch Mal mit!” war der Moment der Entscheidung: ich möchte zumindest einen weiteren kleinen Teil ihrer Lebenswelt auch selbst erleben und sie auch hier auf ihrem Lebensweg begleiten solange ich noch kann. Mal sehen wie das klappt..
Ohne Rücksicht auf Verluste, was meine restliche Freizeit betrifft, setze ich mich an den PC und suchte nach dem, was die Jungs mir beschrieben hatten. Unter www.pfadfinder-Seligenstadt.de fand ich reichlich Infos und die Berichte und Bilder bestätigten mich in meinem Vorhaben. Nach einem kurzen Telefonat mit einem der drei Jungs wusste ich: Nächster Halt... Pfadfinder Seligenstadt Mainhausen Stamm Drachen e.V. ! Es war ein warmer Frühlingsmittag. Entschlossen stieg ich aufs Rad und fuhr vom Wasserturm vorbei an Klein-Welzheim und Mainflingen. Ich entfernte mich von vertrauten Orten, aber mein Smartphone schicke mich ein paar Kilometer weiter. Zu meiner Rechten offenbarte sich mir ein riesiges Areal mit angeschlossenem Einfamilienhaus. Nicht gerade frisch saniert, aber sehr gut gepflegt. Als Andenken an meine Entdeckung lief ich ein wenig umher. Dort parkten zwar zwei Autos, aber es sah verlassen aus. Erwischen sollte mich keiner, es war ja auch gerade keine Gruppenstunde. Hausfriedensbruch war trotzdem meine Sorge. Deswegen wollte ich nun auch schnell wieder verschwinden. Dann sprach mich jemand plötzlich an. Ich erklärte meine Absichten. Statt mich weg zu schicken lud man mich augenblicklich zum Grillen im kleinen Kreis ein. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Eine solche Begrüßung hatte ich zuvor kaum erlebt. Dieses Willkommensgefühl hatte ich an anderer Stelle erst recht schmerzlich verloren. Ironie des Schicksals wäre wohl der passende Ausdruck. Bin ich denn nicht viel zu alt, um hier als Neueinsteiger Fuß fassen zu können? Man machte mir klar, dass hier jeder seine Berechtigung hat. Prompt lud man mich zum nächsten Lager ein, auch wenn ich zur Zeit der Gruppenstunde im Büro sitze. Das ist kein Hindernis. Binnen weniger Wochen fand ich viele vertraute Gesichter, knüpfte neue Kontakte. Nun durfte ich Dinge erleben, die ich nur aus Erzählungen kannte, Menschen auf neue Weise bei ihrem Erleben begleiten und meinen Beitrag zu dieser brüderlichen Gemeinschaft leisten. So viele Eindrücke auch für mich mitnehmen. Kurz, einfach ich sein.
In einem Pfadfinderlied (Stammeslied der Drachen aus Mainhausen) heißt es: ,,Das Leben ist ein Spiel und wer es recht zu spielen weiß, gelangt an große Ziel.” Ich wusste, für mich habe ich hier einen guten Pfad gefunden.