"Solarenergie –
Fotovoltaik und Solarthermie unter geänderten Rahmenbedingungen"
Am Mittwochabend fand der zweite Workshop im Rahmen der Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzepts Mainhausen statt. Der Einladung ins Bürgerhaus Zellhausen waren etwa 30 Bürgerinnen und Bürger gefolgt. In zwei Vorträgen informierten Herr Kolb von der Kolb + Müller GmbH und Herr Polensky von der ACO Solar GmbH aus Mainhausen über die verschiedenen Möglichkeiten zur Solarenergienutzung. Beide machten deutlich, dass die Nutzung der Solarenergie sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll ist.
Nutzung der Solarenergie in Mainhausen kann deutlich gesteigert werden
Nach der Begrüßung durch Bürgermeistern Ruth Disser referierte Herr Salzer vom beauftragen Ingenieurbüro INFRASTRUKTUR & UMWELT, Professor Böhm und Partner, über die aktuelle Nutzung der Solarenergie in Mainhausen. Etwa 5 % des Stromverbrauchs und knapp 1 % des Wärmeverbrauchs werden momentan durch Solarenergie gedeckt. Diese Werte liegen ungefähr im Bundesdurchschnitt. Andere (hessische) Kommunen zeigen aber, dass auch deutlich höhere Werte möglich sind. So wurde auch deutlich, dass das Potenzial in Mainhausen bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist und die Solarenergienutzung vervielfacht werden könnte.
Fotovoltaik und Solarthermie unter geänderten Rahmenbedingungen
Im Anschluss erläuterte Herr Kolb von der Kolb + Müller GmbH die verschiedenen Möglichkeiten zur Solarenergienutzung. Er beschrieb die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Konzepte und Installationsmöglichkeiten und zeigte verschiedene Beispiele aus der Praxis. Herr Kolb machte deutlich, dass für die Installation von Solaranlagen (insbesondere Fotovoltaik) auch Dächer in Ost- / West-Ausrichtung geeignet sind. Bei diesen Anlagen ist der Ertrag nur minimal geringer als bei Südausrichtung.
Im Bereich der Fotovoltaik hat der Eigenverbrauch des erzeugten Stroms durch die geänderten Rahmenbedingungen an Bedeutung gewonnen. Anlagen, die heute geplant werden, werden i.d.R. darauf ausgelegt, dass möglichst viel Strom aus der Anlage direkt im Haus verbraucht wird. Der Strom aus der Fotovoltaik-Anlage kostet nur ca. 11-13 Cent je Kilowattstunde. Im Vergleich zum Haushaltsstrompreis von rund 25 Cent je Kilowattstunde ergeben sich damit deutliche Einsparungen. Zur Erhöhung des Eigenverbrauchs können Batteriespeicher eingesetzt werden. Diese sind zwar momentan noch vergleichsweise teuer, können sich bei richtiger Planung und Auslegung aber trotzdem rechnen. Bei künftig steigenden Energiepreisen und sinkenden Kosten für Speicher werden solche Systeme weiter an Bedeutung gewinnen. Die Datenauswertungen der Praxisbeispiele von Herrn Kolb zeigten, dass mit einer entsprechend ausgelegten Anlage fast der gesamte Stromverbrauch eines Haushalts gedeckt werden kann.
Bei der Solarthermie wird unterschieden in Anlagen zur ausschließlichen Warmwasserbereitung und Anlagen zur Heizungsunterstützung. Anlagen zur Warmwasserbereitung können im Jahresmittel etwa 60 % des Warmwasserbedarfs decken. Anlagen zur Heizungsunterstützung decken im Jahresmittel bis zu 30 % des gesamten Wärmebedarfs eines Haushaltes. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind die Anlagen in der Regel rentabel, wobei deutlich wird, dass dies sehr stark von der zukünftigen Entwicklung der Energiepreise abhängt. Je stärker Öl- und Gaspreise zukünftig steigen, desto wirtschaftlicher wird eine Solarthermieanlage.
Zusammenfassend erklärte Herr Kolb, dass Fotovoltaik und Solarthermie unter den aktuellen Rahmenbedingungen sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sind. Auch die Kombination beider Systeme kann sinnvoll sein.
Lohnt sich Fotovoltaik heute noch?
Im anschließenden Vortrag ging Herr Polensky von der ACO Solar GmbH aus Mainhausen noch einmal detaillierter auf die Wirtschaftlichkeit von Fotovoltaik-Anlagen ein. Er zeigte anhand eigener Berechnungen, welchen großen Einfluss der Eigenverbrauch des erzeugten Stroms hat. Je höher der Eigenverbrauch, desto wirtschaftlicher die Anlage. Bei Anlagen auf Einfamilienhäusern lassen sich im Normalfall bis zu ca. 30 % Eigenverbrauch realisieren. In gewerblich genutzten Gebäuden sind oft 50 % und mehr möglich. Um den Eigenverbrauch weiter zu steigern, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Batteriespeicher: dadurch kann die Eigennutzung deutlich gesteigert werden, allerdings sind die Systeme bisher relativ teuer.
- Elektromobilität: der Strom der Fotovoltaikanlage kann im Elektroauto genutzt werden, was eine ideale Kombination der beiden Systeme darstellt – dazu muss das Fahrzeug aber an der Ladestation stehen, wenn die Sonne scheint. Zudem sind Elektrofahrzeuge bisher nur wenig verbreitet und noch vergleichsweise teuer.
- Wärmeerzeugung: überschüssiger Strom kann auch zur Wärmeerzeugung genutzt werden, um beispielsweise Warmwasser für den Haushalt zu erzeugen. Dabei gibt es die einfache Möglichkeit eines Heizstabes, welcher sehr günstig, aber auch wenig effizient ist. Eine bessere Möglichkeit bietet die Wärmepumpe, die allerdings in der Anschaffung teurer ist.
Herr Kolb verdeutlichte, dass die dargestellten Maßnahmen die Rentabilität der Fotovoltaikanlage nicht immer verbessern, weil zum Teil deutliche Mehrkosten für die Maßnahmen entstehen. Daher ist es sehr wichtig, jede Anlage genau zu planen und verschiedene Auslegungsvarianten zu prüfen. Um erste Hinweise auf die Wirtschaftlichkeit zu erhalten, hatte Herr Kolb Diagramme erstellt, welche die zu erwartenden Eigenverbrauchsraten und Renditeerwartungen für typische Haushalte und Gewerbebetriebe in Abhängigkeit des Stromverbrauchs darstellten. Für die zukünftige Entwicklung sah Herr Kolb großes Potenzial in der Nutzung von Fotovoltaik mit neuen Technologien, wie beispielsweise der Elektromobilität oder der Speicherung. Er geht davon aus, dass diese in den nächsten 2 bis 3 Jahren noch deutlich günstiger und damit auch wirtschaftlich attraktiver werden.
Anschließende Diskussion
In der anschließenden Diskussion nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen.
Es wurde vertiefend diskutiert, ob Solarthermie oder Fotovoltaik sinnvoller ist. Die Experten konnten hierzu keine eindeutige Empfehlung aussprechen, da beide Systeme Vor- und Nachteile haben. Sie machten aber deutlich, dass beide Systeme wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sind und auch parallel betrieben werden können. Herr Kolb sagte hierzu es sei nur falsch, gar nichts zu machen.
Weiterhin wurde in der Diskussion noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass das System auf den jeweiligen Haushalt oder Gewerbebetrieb zugeschnitten ist, damit sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch optimale Lösungen gefunden werden können.
Es wurde darüber hinaus angeregt, dass neue technologische Entwicklungen, wie beispielsweise Mehrschichtkollektoren und neue Speichertechniken bei der Betrachtung berücksichtigt werden. Die Referenten nahmen dies zur Kenntnis, verwiesen aber darauf, dass bereits mit den etablierten Techniken sinnvolle Lösungen möglich sind. Für die Experten ist es wichtig, dass Langzeiterfahrungen zur Beurteilung der Techniken vorhanden sind, weshalb sie auf bewährte Technik setzen.
Neben den Lösungen für einzelne Gebäude wurde angeregt, zukünftig auch Lösungen für Siedlungsgebiete zu berücksichtigen, beispielsweise in Form von Nahwärmenetzen. Hier kann der Einsatz erneuerbarer Energien zum Teil noch effizienter erfolgen als auf der Einzelgebäudeebene.
Die Gemeinde Mainhausen prüft im Zuge von Sanierungen von Gebäuden die Nutzung der Solarenergie. In der Vergangenheit wurden zwei Anlagen umgesetzt, weitere werden wahrscheinlich folgen. Es wurde angeregt, dass die Gemeinde Flächen für weitere Bürgersolaranlagen zur Verfügung stellen solle. Damit könnten sich auch diejenigen Bürgerinnen und Bürger beteiligen, die keine eigenen Flächen zur Verfügung haben oder aus anderen Gründen keine eigene Anlage bauen können.
Weiterhin wurde gefordert, dass bei der Erstellung von Bebauungsplänen verstärkt Energie und Klimaschutzaspekte berücksichtigt werden. Frau Disser entgegnete, dass dies bereits umgesetzt wird, es gegebenenfalls aber noch Optimierungspotenzial gäbe.
Zum Abschluss wurde noch einmal verdeutlicht, dass in Mainhausen mehrere Firmen aus der Solarenergiebranche ansässig sind und dass diese für Beratung und Umsetzung von Maßnahmen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es eine Energieberatung der Gemeinde Mainhausen in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale, die sehr kostengünstig in Anspruch genommen werden kann. Wer hieran Interesse hat, kann sich im Rathaus der Gemeinde bzw. auf der Internetseite melden.
Bürgermeisterin Ruth Disser bedankte sich für die rege Teilnahme und die interessante Diskussion. Sie verwies darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger sich mit weiteren Vorschlägen gerne an das Rathaus wenden können. Die Anregungen aus den Workshops werden geprüft und soweit möglich im integrierten Klimaschutzkonzept aufgegriffen.