Ausgrabungen am Zellhügel
Auf einer im Volksmund Zellhügel genannten kleinen Erhebung außerhalb der Ortslage von Mainhausen-Zellhausen stand bis 1816 / 1820 eine Kirche inmitten eines ummauerten Kirchhofs. Darstellungen der Zellkirche finden sich auf mehreren historischen Karten. Sie wurde 1344 erstmals urkundlich erwähnt, dürfte aber aufgrund eines Lesefundes einer Bodenfliese mit Kreisstempeldekor aus dem Bereich des Kirchenstandortes, die in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert, älter sein.
Die Zellkirche erfuhr bis zu ihrem 1816 begonnen Abbruch eine wechselvolle Geschichte. Beim Niederlegen der Mauern kamen Teile eines römischen Weihesteines zutage, den Hofrat Steiner zunächst in seinen Garten nach Klein-Krotzenburg bringen ließ. Steiner erwähnt, dass die Kirche zu einem im 14. Jahrhundert aufgegebenen Dorf Zelle gehörte, dessen „massenhaft tiefgehende Fundamente“ von den Bauern zur Gewinnung von Baumaterial ausgebeutet wurden. Dabei wurden Funde aus dem Mittelalter, der fränkischen und römischen Zeit entdeckt, die Steiner zum Teil aufbewahrte und der Sammlung des historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen in Darmstadt hinzufügte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Geländeoberfläche um einen halben bis dreiviertel Meter abgetragen, um die Torfgruben im Zellerbruch damit zu füllen, weiterer Bodenabtrag erfolgte mit der Flurbereinigung Mitte des 20. Jahrhunderts. Dabei wurde auch der Weg, der über den Zellhügel in den Bruch führte, nach Westen verlegt.
Im Jahr 1953 führte Kreisbodendenkmalpfleger Karl Nahrgang eine Grabung nach den Fundamenten der Zellkirche durch, die aber weitgehend ergebnislos bleib, da die Grundmauern so gründlich entfernt worden waren, dass er noch nicht einmal die Länge der Kirche bzw. den Chor feststellen konnte. Eine auffallende Bodenschwelle westlich des Weges in den Zeller Bruch veranlasste ihn zu weiteren Grabungen; insgesamt legte er 29 Suchgräben an. Dabei entdeckte er eine Befestigungsanlage, bestehend aus Mauer und Graben, die etwa 10.000 m² umschloss. Nahrgang datierte die Anlage in karolingische, vielleicht noch spätmerowingische Zeit; ihr Ende setzte er aufgrund des Fehlens jüngerer Scherben um 1200 an.
Die nächsten 50 Jahre tauchte der Name Zellkirche als frühmittelalterliche Befestigung in der Fachliteratur auf, aber außer Feldbegehungen und illegalen Metallsondensuchen erfolgten keine weiteren Untersuchungen. Eine erste Bodenradaruntersuchung, veranlasst 2007 durch den Geschichts- und Heimatverein Mainhausen am Kirchenstandort selbst, lieferte keine nennenswerten Ergebnisse. 2009 erfolgte dann auf Anraten der Unteren Denkmalschutzbehörde eine erneute Bodenradarmessung; diesmal wurde die gesamte, von Nahrgang kartierte Befestigung erfasst. Im gleichen Herbst wurden die ersten Grabungsschnitte angelegt, bis 2012 wurden so insgesamt etwa 525 m² untersucht.
Auszug aus dem Buch: Archäologie und Geschichte am Zellhügel (Herausgegeben von Geschichts- und Heimatverein Mainhausen e.V.)